jungle boogie in the amazon

Am nächsten Morgen um 4:3o (diesmal bin ich mir sicher) brechen wir auf. Mit einem 15m langen Kanu geht es mit der Strömung in Richtung Osten, tiefer in den Regenwald. Wir halten an einer kleinen Ara-Lecke (Macaw Clay Lick), um Papageien und Aras aus nicht-störender Entfernung zu beobachten. Hierbei handelt es sich um eine Wand oder einen Untergrund aus Lehm aus der/dem Vögel und pflanzenfressende Säuger wichtige Mineralien und Salze ziehen können und müssen, um ihren Säure-Base-Haushalt auszugleichen. Dies ist nötig, da das Grünzeug hier im Regenwald sehr säurehaltig ist. Nach einem anschließenden Frühstück am Ufer des Rio Madre de Dios setzen wir unsere Reise fort. Nach acht Stunden Fahrt im Kanu und einem Tankstopp(!) erreichen wir Boca Manu, wo der Rio Boca in den Rio Madre de Dios fließt. Hier ist das letzte Dorf, bevor es in die weiten der Selva geht (und die letzte Chance noch ein paar Bier für die nächsten Tage zu organisieren).

 

Wir erreichen unsere Lodge in Maqisapayoj und noch am selben Abend brechen wir auf zu einer 4m hohen Plattform im Djungel. Von hier aus kann man mit etwas Glück Tapire beobachten während sie Lehm fressen um, genau wie die Aras, ihren Säure-Base-Haushalt auszugleichen. In der Dämmerung kann ich noch etliche Glühwürmchen durch die Bäume blitzen sehen, bevor die Nacht schließlich alles verschlingt. Jetzt heißt es warten. Warten auf ein tapsiges Geräusch im Lehm, das den Tapir ankündigt. Hier oben ist es heiß und schwül und nicht nur ich kämpfe mit der Müdigkeit. Bald ist von allen Seiten ein gleichmäßiges Atmen zu hören.

Schließlich kriegen wir den sanften Riesen zu Gesicht. Tapire sind fast blind, deshalb lässt er sich von unserem Scheinwerfer nicht stören, bis er nach einiger Zeit davon trabt. Und kurze Zeit später sind wir auf dem Heimweg und schlagen uns mit Taschenlampen durch den schwarzen Djungel. Überall knackt es, Fledermäuse zischen an uns vorbei und Insekten und andere nocturne Kreaturen geben ein erstklassiges Konzert. In diesem Moment hoffe ich, dass die Vibration unserer Schritte jede Schlange das Weite suchen lässt.

In den nächsten Tagen machen wir Trips zu weiteren Macaw/Perrot Clay-Licks und berudern mit kleinen Katamaranen die Seen Cocha Blanca und Cocha Camungo in der Selva. Nebenbei werden wir umfassend über die Bewohner des Djungels, sowie dessen Pflanzenwelt informiert. Wir sind stundenlang zu Fuß im Amazonas unterwegs und erklimmen eine 42m hohe Aussichtsplattform, die einen atemberaubenden Blick über den Regelwald freigibt. Nachts suchen wir die Ufer des Rio Madre de Dios per Boot nach Caimanen ab und kriegen schließlich auch einige zu Gesicht.

 

Leider neigt sich auch diese Reise irgendwann dem Ende zu. Es war ein phantastisches Abenteuer mit vielen fesselnden und unvergesslichen Momenten. Und so machen wir uns auf den 3-tägigen Rückweg über Land. Wir schlafen in Pantiacolla und Asuncion und kommen diesmal ohne größere Zwischenfälle wieder in Cusco an.

Die Bilanz: nur zwei Insektenbisse und 0 (in Worten: Null) Mückenstiche. Wenn man bedenkt, dass unser Top-Kandidat ganze 87 Stiche mit nach Hause nimmt.. Eine tatsächliche Infektion mit Malaria ist hier in diesem Gebiet des Amazonas übrigens nicht wahrscheinlich. Außerdem ist die einzige Form, die hier Auftritt (Plasmodium vivax) vollständig heilbar.

Und noch zwei Wahrheiten aus dem Urwald:

1. Piranhas sind Vegetarier.

2. Der Regenwald ist nicht der größte Sauerstofflieferant der Erde. Der Primärwald bringt nur ca. 7% des Sauerstoffs der Erde- im Gegensatz dazu sollen die Algen in den Ozeanen um die 90% beitragen. Natürlich steht die Wichtigkeit des Erhalts des Regenwalds trotzdem außer Frage. Abgesehen von der reichen Biodiversität ist der Erhalt dieses Ökosystems auch für das Klimagleichgewicht in den Amerikas wichtig. Ohne Regenwald kein Regen – weit, weit über dessen Grenzen hinaus..

Der Manu Nationalpark wurde 1973 gegründet und ist mit ca. 2 Mio. ha eines der größten ursprünglichen Regenwaldgebiete der Erde. 1987 hat die UNESCO das Gebiet zum Naturerbe der Menschheit erklärt..

Der Manu Park ist in drei Zonen aufgeteilt:

Die Zona Cultural ist die 4o.ooo ha große „öffentliche Zone“, die frei zugänglich ist. Hier gibt es mehrere kleine Dörfer (u.a. Atalaya).

Die Zona Experimantal umfasst mehr als 25o.ooo ha und ist nur zugänglich für angemeldete wissenschaftliche Forscher und Öko-Touristen mit einer Genehmigung.

Die Zona Natural mit ca. 1,5 Mio. ha Größe ist Sperrzone. Rein darf hier nur wer Ureinwohner ist. Ausnahmegenehmigungen gibt es vom peruanischen Landwirtschaftsministerium unter Umständen für Wissenschaftler und Anthropologen